Recht·schrei·bung – die Zweite…

(CB) Nachdem ja nun der erste Teil zur Rechtschreibung eher allgemein gehalten war, folgt hier der zweite Teil einschließlich der Überleitung zur Fotografie. Eine sichere und richtige Anwendung der eigenen Muttersprache – einschließlich einer guten Rechtschreibung, einer guten Zeichensetzung und der richtigen Anwendung der Grammatik – hat nichts „Akademisches“ an sich. Gerade Akademien und Universitäten sind leider zu Hochburgen der „Sprachverhunzung“ geworden – auch wenn dies nicht unbedingt allgemein bekannt ist. Man muss auch kein Akademiker sein, um seine Muttersprache sicher und richtig zu beherrschen – dazu gehört neben der schulischen Bildung nur ein wenig Sorgfalt und vielleicht ein Wörterbuch. Von letzteren gibt es übrigens auch zahlreiche Online-Varianten…

Vor allem die Online-Varianten der vielen Wörterbücher erleichtern das schnelle Nachschlagen der richtigen Schreibweise oder der richtigen Konjugation in Zweifelsfällen – und dieses ohne einen Medienbruch zu erzwingen. In diesem Zusammenhang ist mir aufgefallen, dass zwar überall von „künstlicher Intelligenz“ die Rede ist, sie quasi als Lösung für jedes wie auch immer geartete Problem präsentiert wird, „künstliche Intelligenz“ aber kaum eine Rolle als Lösung zur automatisierten Sprachkorrektur spielt. Nun gut, es gibt da doch einige Programme, die recht hilfreich sind bzw. sein könnten – leider konzentrieren diese sich aber i.d.R. auf fremdsprachliche Übersetzungen. Die bekannten Textverarbeitungsprogramme werben bislang nicht mit einer auf „künstlicher Intelligenz“ beruhenden Rechtschreib- und Grammatikprüfung. Dafür buhlen inzwischen nahezu alle auf dem Markt erhältlichen Bildbearbeitungsprogramme mit einer auf „künstlicher Intelligenz“ fußenden Technologie…

Die gute Anwendung der eigenen Muttersprache ist im Grunde eine Selbstverständlichkeit. Allerdings weicht die tatsächlich gesprochene Sprache häufig von der geschriebenen Sprache ab. Mundart und Dialekt aber auch „Slang“ sowie „Fachjargon“ weichen begrifflich, semantisch und orthografisch häufig vom standardisierten Wortschatz und von der regelkonformen Anwendung der deutschen Sprache ab – aber auch sie kommen nicht ohne ein Minimum an Regeln aus. Mundart, Dialekt, Slang oder Fachjargon werden jedoch häufig nur von verhältnismäßig kleinen (Teil-)Gruppen gesprochen – zur Verständigung innerhalb einer Gesamtgesellschaft braucht man dann doch einen einheitlichen Wortschatz und einheitliche Sprachregeln, damit Gesprochenes und Geschriebenes von allen gleichermaßen und vor allem in gleichem Sinne verstanden werden. Es ist also wichtig, sich den Unterschied von der alltäglich gesprochenen Sprache (Mundart, Dialekt, Slang, Fachjargon) selbst zu verdeutlichen um sich gegenüber denen, die nicht der eigenen (Teil-)Gruppe angehören, durch richtige Anwendung des Hochdeutschen auszudrücken.

Dies bedeutet nicht, dass Mundart, Dialekt, Slang oder Fachjargon nicht in geschriebener Form existieren. Ganz im Gegenteil: diese von der hochdeutschen Sprache abweichenden Formen des sprachlichen Ausdrucks sind kulturelle Güter und Identitätsmerkmale sozialer Gruppen für deren Bewahrung es von hoher Bedeutung ist, sie auch in schriftlicher Form niederzulegen. Schon aus diesem Grund haben Mundart, Dialekt, Slang und Fachjargon Einzug in die Literatur gehalten.

Schriftsprache

Eine saubere Schriftsprache unter der eine korrekte Rechtschreibung, eine korrekte Zeichensetzung und eine korrekte Grammatik zu subsumieren sind, erlaubt eine präzise Formulierung von Sachverhalten und stellt damit eine übergreifende und eindeutige Verständlichkeit her. Vor diesem Hintergrund ist „Sprache“ als ein „Werkzeugkasten“ zu verstehen, dessen Werkzeuge und deren Regeln zur richtigen Anwendung zur Gestaltung geschriebener Texte dienen. Je nach Schreibanlass, Intention und Zweck eines (geschriebenen) Textes bedient sich der Autor mal eher an nüchtern-sachlichen, rationalen Formulierungen, mal eher an literarisch-künstlerischen Formulierungen. Je besser ein Autor die verschiedenen Werkzeuge seiner Sprache beherrscht, desto präziser und verständlicher kann er sein Anliegen oder seine Absicht formulieren.

Die vielen Versuche die scheinbar starren Regeln der deutschen Rechtschreibung zu modernisieren – auch „Rechtschreibreformen“ genannt – konnten sich letztlich nur bedingt durchsetzen. Zu oft wird dadurch die mögliche erreichbare Präzision von sprachlichen Formulierungen konterkariert, das Geschriebene je nach persönlichem Standpunkt interpretierbar. Dummerweise werden die „Rechtschreibreformen“ durch den einen oder die andere als „Freibrief“ verstanden, dass es auf die richtige Schreibweise eines Wortes nicht mehr ankomme, nur darauf, ob der Inhalt eines geschriebenen Textes von anderen verstanden werde.

Problematisch zeigt sich in diesem Zusammenhang auch die als „Schreiben-nach-Gehör“-Methode, mit der in vielen Grundschulen Kindern das Schreiben beigebracht wird. „Schreiben-nach-Gehör“ ist dabei eigentlich unpräzise ausgedrückt, denn den Kindern wird beigebracht, sich am Sprechen zu orientieren, die gehörten Lautketten zu strukturieren und den Sprechlauten die Buchstaben anhand einer Anlauttabelle zuzuordnen. Um es deutlich auszudrücken: die Anlauttabelle reicht einfach nicht aus, um Kindern die richtige Schreibweise zu vermitteln. Je undeutlicher (auch zu Hause) gesprochen wird, desto schwieriger ist es für die Kinder, die gehörten Lautketten in Buchstabenfolgen zu übersetzen und desto mehr Rechtschreibfehler entstehen. Leider werden im nachfolgenden Unterricht diese Fehler nicht mehr ausreichend korrigiert…

Verfälschte Wahrnehmung

Leider führt diese verfälschte Wahrnehmung der „Rechtschreibreformen“ beständig dazu, dass das Gefühl für Sprache und das Wissen um die Anwendung der „Sprachwerkzeuge“ immer mehr zu Grunde gerichtet werden. Die für die deutsche Sprache gültigen Rechtschreib-, Zeichensetzungs- und Grammatikregeln scheinen mehr und mehr als „Empfehlungen“ aber nicht als Verpflichtung angesehen zu werden. Sich mit der eigenen Sprache zu beschäftigen, sich mit ihr und ihren Nuancen auseinanderzusetzen erscheint vielen heute wohl als „uncool“ oder sogar als (Lebens-)Zeitverschwendung.

ueber einen gewissen zeitraum galt es gerade in der elektronischen korrespondenz als modern nur noch in minuskeln zu schreiben und auf die interpunktion zu verzichten angeblich sei das schreiben so effizienter was man aber seinerzeit nicht bedachte war dass gross und kleinschreibung sowie die interpunktion einen text strukturieren und ihn lesbar und verstaendlich machen über das zusammenhaengende lesen machte man sich bei der einfuehrung solcher email regeln ebenfalls keine gedanken dabei kommt der struktur eines textes eine ausserordentlich grosse bedeutung zu wenn es um das textverstaendnis geht ohne struktur ist es selbst dem geuebten leser kaum moeglich den sinn eines textes beim querlesen zu erfassen auch der geuebte leser muss den text muehevoll lesen und ihn zum verstaendnis selbst strukturieren damit ist die scheinbar erreichte effizienz wohl eher nicht erreicht worden

Über einen gewissen Zeitraum galt es gerade in der elektronischen Korrespondenz als modern, nur noch in Minuskeln zu schreiben und auf die Interpunktion zu verzichten. Angeblich sei das Schreiben so effizienter. Was man aber seinerzeit nicht bedachte war, dass Groß- und Kleinschreibung sowie die Interpunktion einen Text strukturieren und ihn lesbar und verständliche machen. Über das zusammenhängende Lesen machte man sich bei der Einführung solcher E-Mail-Regeln ebenfalls keine Gedanken: dabei kommt der Struktur eines Textes eine außerordentlich große Bedeutung zu wenn es um das Textverständnis geht. Ohne Struktur ist es selbst dem geübten Leser kaum möglich den Sinn eines Textes beim Querlesen zu erfassen. Auch der geübte Leser muss den Text mühevoll lesen und ihn zum Verständnis selbst strukturieren. Damit ist die scheinbar erreichte Effizienz wohl eher nicht erreicht worden.

Insgesamt erschwerend kommt noch hinzu, dass der Fähigkeit des Lesens immer weniger Bedeutung beigemessen wird. Heutige Texte müssen – damit sie wahrgenommen werden – kurz sein. Lange Texte schrecken ab und sind insbesondere in den Online-Medien verpönt. Dies wird aber irgendwann einen weiteren Artikel füllen. Nur soviel vorab: vielen Menschen fällt es immer schwerer einen Text gleichzeitig zu lesen UND zu verstehen.

Und was hat das Ganze nun mit Fotografie zu tun ?

Eigentlich gar nichts – könnte man meinen. Wenn ein (Amateur-)Fotograf oder eine (Amateur-)Fotografin meint, dass Rechtschreibung – insbesondere korrekte Rechtschreibung – nichts mit Fotografie zu tun hat, so ist das durchaus in Ordnung. Die Meinung, dass man sich nicht um Dinge kümmern solle, die nicht im Fokus des Interesses stünden, ist aufgrund ihrer weiten Verbreitung wohl allgemein akzeptiert.

Gerade (Amateur-)Fotografen und (Amateur-)Fotografinnen wenden eine erhebliche (Lebens-)Zeit auf, um Motive zu suchen, zu finden, entsprechend der fotografischen Grundgesetze in Szene zu setzen und zu fotografieren. Im Anschluss daran findet eine aufwändige Bildbearbeitung mit außerordentlich komplexen, künstlich „intelligenten“ Bildbearbeitungsprogrammen statt. Ziel dieser exorbitant (lebens-)zeitaufwändigen Bearbeitung ist die Herausstellung der Einzigartigkeit dieser einen Fotografie des meist exzellent ausgewählten, technisch perfekt belichteten und regelkonform in Szene gesetzten Motives. Kurz: es wird keine Mühe gescheut und kein technisches Hindernis ist hoch genug, um den Fotografen oder die Fotografin daran scheitern zu lassen und dann…

…bekommt das Bild einen lausigen Titel, der zudem Rechtschreibfehler enthält. Und in der Bildbeschreibung setzt sich der Fehlerquotient fort. Und nein, es sind nicht etwa vereinzelt auftretende Tippfehler gemeint – Tippfehler sind einfach erkennbar. Es sind diese permanent wiederholten Fehler; diejenigen Fehler, an denen erkennbar ist, dass eine Person unachtsam mit der eigenen Sprache umgeht. Und genau dieser Gegensatz zwischen einem perfekten Bild und einer gedankenlosen Titelgebung verbunden mit einer achtlosen Rechtschreibung im Titel und in der Bildbeschreibung führen zu einer Entwertung des perfektionierten visuellen Eindrucks. Es entsteht ein spürbares Ungleichgewicht zwischen der erkennbar investierten Mühe bei der Bildanfertigung und Bildausarbeitung und der nicht wahrnehmbaren Sorgfalt bei der Veröffentlichung des Bildes. DAS führt zu einer Entwertung des Bildes und hinterlässt einen negativen Eindruck.
Wer seine Bilder im Internet veröffentlicht, sollte sich stets vor Augen halten, dass Bild, Titel und Beschreibung weltweit an jedem Internetanschluss aufgerufen werden können – einschließlich aller Fehler auch wenn diese ganz sicher nicht weltweit als solche erkannt oder verstanden werden. Mindestens aber im deutschsprachigen Raum werden Fehler in der deutschen Sprache aber als solche erkannt. Oder etwa doch nicht ? Ich bin mir da nicht mehr sicher, denn es scheint so, als sei es egal…