Meinung: SARS-CoV-2 und kein Ende in Sicht…

(CB) Am 8. März 2021 wurde der Lockdown „gelockert“. „Click & Meet“ wurde das neue Stichwort zum „Shoppen“: Termin reservieren und dann in Geschäfte gehen. Das setzt natürlich eine umfassende digitale Terminplanung voraus, damit die Termine zeitlich gut aneinander passen – schließlich kann man sich nicht mal eben eine halbe Stunde in ein Café setzen, um die Wartezeit zwischen zwei Shopping-Terminen zu überbrücken. Also, ganz ehrlich: ohne Spontanität macht das Einkaufen keinen Spaß.

Aber egal, ums Einkaufen soll es hier ja gar nicht gehen. Kaum sind die Geschäfte wieder erreichbar und kaum sind die Kindergärten und Schulen wieder im Präsenzbetrieb, steigen die Infektionszahlen drastisch an. Eigentlich nicht überraschend, oder ?

Noch vor wenigen Tagen – heute haben wir den 21.03.2021 – sanken die Infektionszahlen, blieben aber dann auf einem relativ kontanten Niveau „stehen“ und sanken – unerwarteter Weise – nicht weiter ab. Und das trotz Lockdown. Passt aber ganz gut ins Bild: die Infektionen mit dem ursprünglichen SARS-CoV-2-Virus – nennen wir dieses mal „Wildtyp“ nahmen ab, während gleichzeitig der Anteil der Infektionen mit der Virus-Mutation B.1.1.7 („England-Variante“) zunahm und die Infektionszahlen sozusagen auf „konstantem Niveau“ hielt. Dies insbesondere, weil die Variante B.1.1.7 gegenüber dem Wildtyp infektiöser ist. Nun spricht man inzwischen davon, dass die Variante B.1.1.7 einen Anteil von über 70% des Infektionsgeschehens ausmacht…

Der Alptraum der Virologie ist Realität geworden. Die Impfungen in Deutschland kommen gefühlt im Schneckentempo voran, die AHA+L-Regeln nerven und werden nicht mehr überall konsequent befolgt, der Lockdown wird gelockert, die Kindergärten und die Schulen kehren zum Präsenzunterricht zurück und eine infektiösere Virus-Variante verursacht die Mehrzahl der Infektionen. Keine gute Kombination von Sachverhalten, nicht wahr ?

Die Folge: die 3. Welle beginnt gerade, sich aufzubauen. Wahrscheinlich kracht sie um oder nach Ostern über Deutschland herein – die nächsten 14 Tage könnten also entscheidend sein, wie heftig die 3. Welle – getragen von einer infektiöseren Virus-Variante – über uns hereinbricht. Will man die 3. Welle abschwächen, müsste der Lockdown jetzt verschärft, statt gelockert werden. Wir werden sehen, wie konsequent die Politik im Wahljahr sein wird.

Worüber aber bisher noch keiner so richtig nachgedacht hat: wie wird der zeitliche Verlauf der 3. Welle sein. Die zweite Welle begann nach den Sommerferien 2020 etwa gegen Ende August. Im November 2020 zeichnete sich der 2. Lockdown ab, der dann ab dem 16. Dezember 2020 eintrat. Und bis zum 8. März 2021 und darüber hinaus anhielt und noch anhält. Etwa drei Monate hat es gedauert, die 2. Welle wieder so weit „abzuflachen“, dass man über Lockerungen des Lockdowns nachdenken konnte. Es hat nur etwa zwei Wochen seit dem 8. März 2021 gedauert, um die Infektionszahlen und die Ausbreitung der Infektionen wieder auf ein besorgniserregendes Niveau ansteigen zu lassen. Also ein Verhältnis von ca. 12:2 oder gekürzt 6:1. Wir brauchen also etwa sechs mal mehr Zeit, um eine Infektionswelle abzuflachen, als um sie aufleben zu lassen. Darüber sollte man mal nachdenken…

Übertragen wir das mal auf den Sommer 2021. Die Sommerferien in NRW beginnen am 5. Juli 2020. Das ist in etwa 13 Wochen. Wird klar, was ich meine ? Wenn die 3. Welle nach Ostern ihr Maximum erreicht (also in ca. 2 Wochen), ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Sommerurlaub in Gefahr gerät, nicht mehr von der Hand zu weisen. Je länger es aber tatsächlich bis zum Maximum der 3. Welle dauert – also der Zeitraum, in dem die Infektionszahlen und Inzidenz steigen – desto weniger wahrscheinlich wird aufgrund der ca. sechsfach längeren „Abklingzeit“ ein Sommerurlaub. Die Menschen in den Bundesländern, die früher als NRW in die Sommerferien gehen (Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg, Berlin, Brandenburg) werden möglicherweise von Reisebeschränkungen heftig gekniffen sein. Und je nach Verlauf der Infektionszahlen und der Inzidenz – es muss berücksichtigt werden, dass die Inzidenz das Infektionsgeschehen von vor etwa 14 Tagen abbildet – werden auch die Menschen in den Bundesländern mit späterem Sommerferienbeginn deutlich betroffen sein.

Ganz wichtig: Mir ist klar, dass das nur eine grobe Abschätzung sein kann, die ganz gewiss nicht in Stein gemeißelt ist. Dazu kommt ja auch, dass ich den Effekt, den die Impfungen sicherlich haben werden, nicht abschätzen kann. Wer selbst der 3. Welle entgegenwirken und gesund bleiben möchte, sollte sich also weiterhin an die AHA+L-Regeln halten…