(CB) Photokina 2018. Nachdem nun seit Wochen und Monaten immer wieder in großen Artikeln in allen gängigen Foto-Zeitschriften auf das „Mega-Event Photokina“ hingewiesen wurde, bin ich heute auch zur Photokina gefahren. Wenn man berufstätig ist und die Anzahl der Urlaubstage ein gewisser limitierender Faktor ist, bleibt einem nichts anderes übrig, als am Samstag – zudem auch noch am letzten Messetag – hinzufahren. Zwar ging’s früh los – mit dem Auto. Wie erwartet begann das Verkehrschaos am Kreuz Leverkusen und zog sich dann bis nach und vor allem durch Köln. Besonders in der Nähe der Messehallen wurde der Verkehr richtig dicht. Es blieb mir nichts anderes übrig, als mich mit meinem Auto hinten anzustellen und bis zu den Messe-Parkplätzen Stop-And-Go zu ertragen. Auf den Messeparkplätzen dann auch das erwartete Chaos. Die Ausschilderung ist ziemlich dürftig und die Einweiser ziemlich beschäftigt. Und so bildeten sich „Sackgassen“, die dazu führten, dass kolonnenweise zurückgesetzt werden musste. Ein Spiel, bei dem nacheinander die Fahrer der hintereinander stehenden Autos begreifen müssen, dass sie jetzt zurückfahren müssen. Was halt seine Zeit dauert.
„Warum nicht mit dem Zug ?“ Tja – davor schrecke ich inzwischen wirklich zurück: schlechte, nein, sehr schlechte Erfahrungen. Ausgefallene Züge, Verspätungen, die sich bis zum nächsten Tag hinziehen, nein, zur Zeit betrachte ich die Bahn nicht als adäquates Reiseverkehrsmittel und ich habe einfach keine Lust (und keine Zeit!) auf Abenteuerreisen.
Das Verkehrschaos wurde zusätzlich noch durch einen Staatsbesuch und durch die Fußball-Bundesliga sowie durch das zu beiden Großveranstaltungen gehörende Polizei-Aufkommen verstärkt. Jedenfalls habe ich Köln an einem Samstag Morgen noch nie so „dicht“ erlebt.
Ganz klar: die Messe war gut besucht. Klar, die meisten Berufstätigen mussten ihren Messebesuch auf den Samstag legen. Auf den letzten Messetag. Und so war es an manchen Ständen brechend voll, „Hands on“ war vielerorts einfach aufgrund der Besuchermassen nicht möglich. Und trotz der deutlichen Messe-Verkürzung haben die Hersteller nicht mit einer Verkleinerung ihrer Messe-Präsenzen oder der gebotenen Programmvielfalt reagiert. Vielleicht kommt das noch, diesmal war m.E. aber alles „beim Alten“. All‘ über all posierten gelangweilte Models geduldig lächelnd für die fotografierende Masse, manche tanzten sich auch die Seele aus dem Leib und dem ein oder anderen Model konnte man ansehen, was die vielen Rudelknipser es am letzten Messetag mal konnten. All‘ über all gewaltige Shows und Vorträge und überall die „ultimativen Tipps für noch bessere Fotos“…
Aber neben der ganzen neu präsentierten Technik ist die Photokina auch immer noch ein Ort, an dem viele sehr gute Bilder ausgestellt werden. Sei es in messebegleitenden Ausstellungen, von Verbänden und Organisationen oder an den Messeständen vieler Hersteller und Dienstleistungsanbieter. Genau das ist eigentlich der Grund, warum ich zur Photokina fahre. Die ganze neue Technik wurde uns bereits im Vorfeld der Messe von der Fachpresse, den Herstellern und den Dienstleistern angekündigt, vorgestellt oder in Aussicht gestellt – nach der Messe wird nun in zahlreichen Tests auch die letzte neue Errungenschaft ausgewertet, bewertet und kommentiert werden. Der eigentliche Kern der Fotografie – Bilder – rückt m.E. immer mehr in den Hintergrund. Liegt es an der unüberschaubaren Bilderflut, die täglich auf uns einprasselt oder liegt es an dem immer stärker werdenden Glauben an die Digitalisierung und die mit ihr scheinbar einhergehende Simplifizierung des Fotografierens ? Ich weiß es nicht. Ich kann mich in letzter Zeit des Eindrucks nicht erwehren, dass der Glaube, eine gut bewertete, technologisch möglichst neue Kamera mit einem möglichst gut bewerteten, technologisch möglichst aktuellem Objektiv mache ganz von selbst „gute“ Bilder.
Ja, ich muss den Anhängern dieses Glaubens sogar in gewisser Weise zustimmen. Technisch betrachtet wird wohl keine auf dem Markt erhältliche wie auch immer geartete Kamera-/Objektivkombination – analog oder digital – schlechte Bilder machen. Technologisch sind die Produkte sicher alle auf einem noch niemals dagewesenen Qualitätslevel angelangt. Und durch das inzwischen erreichte Preislevel – damit meine ich die untere Preisgrenze – werden heute wohl jeden Tag mehr Bilder von mehr Menschen als jemals zuvor gemacht. Aus welchem Grund auch immer. Das ist wohl ein Kombinationseffekt aus niedrigem Einstiegspreis, geringen Einstiegshürden und fortschrittlicher Technologie. Überschauen kann diese „Bilderflut“ wohl kein Mensch mehr.
Und auf der Photokina wird eine gewaltige Menge an Bildern gemacht und auch gezeigt. Und dann sind bei den ausgestellten Bildern immer wieder Bilder „dazwischen“, die mich zum Innehalten und Betrachten zwingen. Das sind – für mich – die wahren Highlights der Photokina. Bilder, die ich nicht nur im Vorübergehen mit den Augen „streife“, sondern für die ich mir die Zeit nehme, sie zu betrachten. Insgesamt erscheint es mir so, als wenn mit jeder Photokina, die ich besuche, die Anzahl dieser hervorstechenden Bilder geringer wird, dafür wird die Qualität dieser Bilder aber immer besser. Mal stehen bekannte Namen unter den Bildern, dann wieder völlig unbekannte Namen. Viele dieser Bilder inspirieren mich in irgendeiner Art und Weise und ich vermag nicht vorherzusehen, wann und bei welcher (fotografischen) Gelegenheit meine Erinnerung genau eines der in der Vergangenheit gesehenen Bilder wie ein Blitz plötzlich wieder ins Bewusstsein rückt – aber ich weiß, dass es passiert und dass dann mit meiner Fotografie etwas passiert. Ist das Kreativität ? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich auch diesmal wieder Bilder in mein Gedächtnis aufgenommen habe. Bilder, die mich berührt haben.
Apropos: liebe Messerverantwortliche – nehmt doch bitte den Sonntag wieder dazu. Dann haben die Berufstätigen zwei Tage Zeit, die Photokina zu besuchen.