Im Neandertal…

(CB) … gibt es eine weltbekannte archäologische Fundstätte, an der Fossilien des als „Neandertaler“ in die Ahnentafel der Menschheit auf dem Weg der Menschwerdung eingegangenen Homo neanderthalensis gefunden wurden. Dieser Species wurde dort auch ein entsprechendes Museum eingerichtet. Aber dieses Museum war gar nicht einmal das Ziel unserer Foto-Tour in das Neandertal. Nein, vielmehr interessierte uns der Autoskulturenpark von Michael Fröhlich.

Nun, ganz ehrlich – beim Anblick der bereits ziemlich verrotteten „Fahrzeuge“ wusste ich nicht, ob ich lachen oder doch eher konsterniert sein sollte. Allerdings ist dieser „lost place“ – der strenggenommen ja kein „lost place“ ist – eine interessante Foto-Location, in der zahlreiche Details darauf warten, wahrgenommen und fotografiert zu werden. Und so denke ich, dass die Mehrheit der Besucherinnen und Besucher diesen Ort zum Fotografieren aufsuchen. Man sollte allerdings schon ein Faible für Rost und skurrile Inszenierungen haben. Im Grunde findet man das exakte Gegenteil zu den chromglänzenden und auf Hochglanz polierten Oldtimern, wie sie auf den verschiedenen Oldtimer-Ausstellungen gezeigt und vorgeführt werden. Liebhaber historischer Fahrzeuge kommen hier wohl definitiv an die Grenze des Ertragbaren: was einst edel lackiertes Blech und Motoren alter Ingenieurskunst war, ist heute großflächig oxidiertes Stahlblech, verziert mit zahlreichen Stellen an denen der Rost nur Luft übriggelassen hat. Dem geneigten Oldtimer-Liebhaber dürfte der Anblick dieser „Fahrzeuge“ die Tränen der Trauer in die Augenwinkel treiben.

Wobei – ein wenig regt der Rost auch die Phantasie an: ist es das, was der moderne Stadtplaner mit Hang zu ideologischer Überzeugung sehen will ? Autos, die dem Verfall preisgegeben sind und keinen Platz mehr in menschengerechten Innenstädten verschwenden ? Wird in näherer oder fernerer Zukunft an verrottenden Autos ein mahnendes Schild darauf hinweisen, dass die automobile Vergangenheit der Menschheit eine Sackgasse tradierter, konservativer Denkmuster war, die es zu überwinden, zu dekonstruieren galt ?
Aber was wird kommen ? Wird die deutsche, die europäische Automobilindustrie elektrische Alternativen bieten ? Oder werden günstige chinesische Marken künftig die Straßenbilder europäischer Städte prägen ? Werden Ladesäulen statt Parkuhren unsere Straßen säumen und uns die allgegenwärtigen automobilen Ladekabel den Weg zu einer besseren Welt weisen ? Oder werden wir ganz auf die individuelle Mobilität verzichten ?

Macht Euch selbst ein Bild: