(CB) … und der Hype der gerade darum gemacht wird, bringen mich zum Nachdenken. Ich hörte, dass die Möglichkeiten der künstlichen „Intelligenz“ in der Bildbearbeitung so fantastisch seien, dass sich jede Fotografin und jeder Fotograf ganz dringend damit auseinandersetzen solle. Nahezu jede Komposition sei damit machbar, so die einhellige Meinung der „Experten“. Und gerade dieser Überschwang einiger selbsternannter „Experten“ bringt mich ins Grübeln…
Da wird – vollkommen unkritisch – digitaler Technik zugestanden, menschliche Intelligenz, menschliche Fähigkeiten und menschliche Kreativität zu übernehmen, ja sogar deutlich besser zu sein, als ein Mensch es je könnte. Ist das nicht eine gefährliche Einschätzung ?
Inzwischen können künstlich „intelligente“ Algorithmen – eingebettet in Programme zur Bildbearbeitung – Bilder und Bildinhalte erzeugen, die (nahezu) vollkommen realistisch wirken, aber keineswegs der Wirklichkeit entsprechen. Im Nachrichten-Bereich würde man da wohl – neudeutsch – von „Fake-News“ sprechen um die negative Konnotation, das eigene Missfallen über solche medialen Manipulationen zum Ausdruck zu bringen. Aber – die gleichen Menschen, die sich über „Fake-News“ auf- und erregen – sprechen mit Verve über die fantastischen Möglichkeiten der künstlich „intelligenten“ generativen Bildbearbeitung. „Bildbearbeitung“ ist ja eigentlich angesichts der Ergebnisse eher mit „Manipulation“ gleichzusetzen, oder ? Während im Nachrichten-Bereich die Bildmanipulation strikt abgelehnt wird, wird sie im Bereich der eigenen „kreativen“ Bildbearbeitung über den grünen Klee hinaus gelobt. Besonders drastisch: insbesondere die Tatsache, dass die Manipulation(en) von außen nicht oder nur schwer erkennbar sind, wird als herausragendes Merkmal künstlich „intelligenter“ Bildbearbeitungsprogramme besprochen.
Nun ja, die Empfehlung(en), es selbst zu probieren waren so eindringlich – und weil man dem Thema in der aktuellen fotografischen Literatur und im aktuellen Fotografie-Diskurs ohnehin nicht aus dem Weg gehen kann, habe ich es dann schließlich auch einmal versucht. Aber man sehe selbst:
Och ja, eine Fichte an den Strand zu setzen hat doch erstaunlich gut geklappt. Wäre jetzt nicht unbedingt das typische ökologische Habitat einer Fichte, aber vielleicht…
Nein, das Bild ist künstlich „intelligent“ manipuliert worden. Der künstlich „intelligente“ Algorithmus eines Bildbearbeitungsprogramms hat die Fichte an die von mir vorher markierte Stelle „gepflanzt“. Ich muss aber zugeben, dass mich die Qualität des Ergebnisses doch erstaunt und ich vermute, dass ich dem ein oder anderen leichtgläubigen Zeitgenossen dieses „gefakte“ Foto als „echt“ hätte unterschieben können. Nun, die professionell agierenden Amateurfotografinnen und -fotografen hätten das Bild auf den ersten Blick als „Fake“ identifiziert…
Das Original sieht übrigens so aus:
Oder glauben Sie mir jetzt nicht mehr, dass dies das Original-Bild ist ? Ich hätte dafür sogar Verständnis. Denn könnte nicht der Himmel auch ersetzt worden sein ? Oder der Strand einfach künstlich „intelligent“ in das Bild hineinmanipuliert sein ? Vielleicht ist die ganze Szenerie ja am Computer künstlich „intelligent“ gerendert worden.
Oder ist das hier vielleicht das Original ? Ein Panorama-Foto auf das Seitenverhältnis 3:2 beschnitten und…
Auf der anderen Seite: wer macht sich schon die Mühe, extra ein Panorama zu fotografieren, die Bilder zusammenzufügen nur um dann wieder ein 3:2-Bild daraus auszuschneiden. Richtig sinnvoll ist das wohl eher nicht. Aber vielleicht ist der rechte Bildrand in obigem Panorama gar nicht echt – sondern per generativer künstlicher „Intelligenz“ hinzugefügt worden ?
Sehen Sie – das ist das Problem, welches ich mittlerweile bei der Betrachtung von Bildern habe, die von Fotografinnen oder Fotografen veröffentlicht wurden, die sich als intensive Befürworter der künstlichen „Intelligenz“ in der Bildbearbeitung erwiesen haben. Und die Nennung diverser Bildbearbeitungsprogramme in den EXIF- oder IPTC-Daten vergrößert mein Misstrauen in die Echtheit der gezeigten Bilder…