(CB) Sorry, mal kein Foto-Beitrag. Und Bilder gibt es diesmal hier auch nicht. Statt dessen: die Corona-Krise. Eine Herausforderung an die gesamte Gesellschaft. Auf der ganzen Welt. Noch nie wurden uns die Auswirkungen der Globalisierung so drastisch vor Augen geführt. Nicht, dass ich die Globalisierung damit an sich kritisieren will, nein, ich möchte damit aussagen, dass es Dinge gibt, die durch die Globalisierung erst recht global geschehen können.
Niemand konnte ahnen, was die Erfindungen von Otto Lilienthal (ab 1891) und den Gebrüdern Wright (1903) bedeuten würden, aber sie haben entscheidend dazu beigetragen, dass wir heute jeden Punkt der Welt in wenigen Stunden erreichen können. Dazu kommt, dass wir inzwischen fast jedes Land der Welt – mehr oder weniger frei – bereisen dürfen. Und genau das ist auch der „wunde Punkt“, der SARS-CoV-2 zur weltweiten Verbreitung „verholfen“ hat: durch die lange Inkubationszeit zwischen Infektion und Auftreten von Symptomen konnten die Infizierten das Virus über die ganze Welt verteilen und weitere Menschen damit infizieren. Die Infektionsketten waren gestartet. Und durch die initial auf 3,3 geschätzte Basisreproduktionszahl R0 stiegen die Infektionszahlen auch in Deutschland exponentiell an. Exponentielles Wachstum ist für viele Menschen eher eine abstrakte, wenig vorstellbare Entwicklung – wir sind eher an lineare Entwicklungen mit konstanten Faktoren gewohnt.
Konsequentes Handeln hilft in Krisen
Neben erstaunlich schnell angeordneten Maßnahmen zur Unterbrechung der Infektionsketten – Schließung von Kindertageseinrichtungen, Schulen, Hochschulen, öffentlichen Einrichtungen, Geschäften und Restaurants – wurden auch die Grundrechte vorübergehend eingeschränkt. Kontaktsperre – keine Treffen mit nicht zum eigenen Haushalt gehörenden Personen. Grenzschließungen. Einschränkung der Bewegungsfreiheit in Deutschland und in Europa.
Während in Italien, Spanien, Frankreich und verzögert in Großbritannien die Zahl der mit SARS-CoV-2 infizierten Menschen (leider) sehr schnell und sehr stark – eben exponentiell – anstiegen und die Gesundheitssysteme der betroffenen Staaten schnell an ihre Kapazitätsgrenzen stießen, zeigte sich im Verlauf der Pandemie, dass die in Deutschland ergriffenen Maßnahmen offensichtlich geeignet waren, die Infektionsketten zu unterbrechen und die Verbreitung von SARS-CoV-2 einzudämmen. Dazu kommt auch, dass es in den anderen europäischen Ländern keine mit den deutschen Gesundheitsämtern vergleichbare Einrichtungen der öffentlichen Gesundheitsvorsorge gibt – sicherlich ein großer Vorteil für die Bundesrepublik. In Italien, Frankreich und Spanien wurden zur Eindämmung der Pandemie noch deutlich strengere Einschränkungen der bürgerlichen Freiheiten als in Deutschland ergriffen: Ausgangssperre – soweit die Menschen nicht zur Arbeit oder zum Einkaufen nach draußen mussten.
Inzwischen wurde damit begonnen, die Maßnahmen zur Eindämmung der SARS-CoV-2-Pandemie zurückzunehmen. Langsam und Stück für Stück. Geschäfte dürfen wieder unter strengen Sicherheitsauflagen öffnen, die öffentlichen Verwaltungen und Einrichtungen beginnen ebenfalls mit der Wiederöffnung. Vor allem der Ruf nach der Wiederöffnung von Kinderbetreuungseinrichtungen wird beständig lauter…
Demonstrationen – für was eigentlich ?
Und dann sind da noch die, denen die Wiederöffnungen nicht schnell genug gehen. Und die, die immer noch nicht glauben, dass SARS-CoV-2 ein gefährliches Virus ist. Und die, die tatsächlich glauben, dass es die Pandemie gar nicht gibt, sondern dass alles ein riesengroßer Plan zur Erringung der Weltherrschaft einiger weniger Personen sei. Ach ja, und dann sind ja auch noch diejenigen dabei, die immer noch glauben, dass Impfungen schädlich sind. Und die, die plötzlich aus der linken und aus der rechten Ecke kommen und ihre Chance für ungehemmte Agitation gegen Staat und Institutionen gekommen sehen. Sie alle vermischen sich plötzlich in Demonstrationen, berufen sich auf das Grundgesetz und fordern die sofortige Aufhebung aller Einschränkungen.
„Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich. In diese Rechte darf nur aufgrund eines Gesetzes eingegriffen werden.“
Artikel 2 Abs. 2 Grundgesetz
Natürlich ist das Grundgesetz auf Seiten der Demonstrierenden. Artikel 8 des Grundgesetzes regelt dies. „(1) Alle Deutschen haben das Recht, sich ohne Anmeldung oder Erlaubnis friedlich und ohne Waffen zu versammeln. (2) Für Versammlungen unter freiem Himmel kann dieses Recht durch Gesetz oder aufgrund eines Gesetzes beschränkt werden.“
Insofern nehmen die Demonstrierenden „nur“ ihr verbrieftes Grundrecht zur Versammlungsfreiheit in Verbindung mit dem in Artikel 5 des Grundgesetzes kodifizierten Recht zur freien Meinungsäußerung wahr.
Doch was, wenn der Sicherheitsabstand von 1,5 Metern zwischen Personen – unbeabsichtigt oder gar vorsätzlich – nicht eingehalten wird ? Und was ist, wenn sich unter den Demonstrierenden Personen befinden, die – symptomfrei oder noch symptomfrei – mit dem SARS-CoV-2-Virus infiziert sind und durch die Weitergabe des Virus neue Infektionsketten starten ?
Läuft das dann nicht Artikel 2 Absatz 2 des Grundgesetzes zuwider ? „Jeder hat das recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit.“ Nehmen die Demonstrierenden da nicht ihr Recht auf Versammlungsfreiheit und freie Meinungsäußerung wichtiger, als das Recht auf Gesundheit unbeteiligter Dritter ?
Endet nicht die Freiheit eines Individuums dort, wo die Freiheit eines anderen Individuums anfängt ? Müssten die Demonstrierenden nicht eigentlich selbst erkennen, dass sie zugunsten unbeteiligter Dritter auf ihre Rechte vorübergehend verzichten sollten ? Schon um auch persönlich für die Umsetzung von Artikel 2 Absatz 2 des Grundgesetzes zu sorgen ? Nun ja, vermutlich sehen sich die Demonstrierenden als Kämpfer für die Unterdrückten, als Kämpfer für die, die nicht gegen den Staat aufstehen und für ihre Rechte eintreten möchten. Insofern – fürchte ich – werden Selbsterkenntnis, Selbstreflexion und Selbstkritik am eigenen Handelns und der persönlichen Verantwortung für Dritte bei den Demonstrierenden wohl eher einseitig ausgebildet sein. Nun, für mich demonstrieren diese Menschen nicht.
Wer Rechte hat, hat auch Pflichten!
Ich für meinen Teil möchte weder infiziert werden, noch möchte ich andere Menschen infizieren und von daher versuche ich, mich so gut ich es kann und nach bestem Wissen und Gewissen an die Sicherheitsregeln zu halten. Auch wenn diese im Moment auch für eine unübersichtlich lange Zeit meine persönlichen Rechte einschränken. Allerdings: wer Rechte hat, hat auch Pflichten – ich erinnere einfach mal an dieser Stelle daran…
Ich denke, dass es besser ist, nicht mit SARS-CoV-2 infiziert und an COVID-19 zu erkranken. Dies vor allem vor dem Hintergrund der Neuheit dieses Virus. Die wissenschaftliche Untersuchung des Virus und der von ihm ausgelösten Erkrankung läuft zwar weltweit auf Hochtouren – doch Forschung braucht Zeit zum Erkenntnisgewinn und vor allem zur Absicherung der Erkenntnis. In der Zwischenzeit gibt es viele Hinweise auf Folgen einer Infektion mit SARS-CoV-2 und einer Erkrankung an COVID-19 – aber diese sind aufgrund der Kürze der Zeit noch nicht als gesicherte Erkenntnis zu bezeichnen. Von daher halte ich es für fatal, wenn mir jemand sagt: „Ich bin jung, gehöre zu keiner Risikogruppe und das Ganze ist höchstens wie eine heftige Erkältung.“
Ja, Alter und Vorerkrankungen sind Risikofaktoren. Aber auch junge Menschen können bereits an unerkannten Vorerkrankungen leiden und so unbemerkt zur Risikogruppe gehören. Dazu kommt, dass über mögliche Spätfolgen eben nur Vermutungen, erste Hinweise aber noch keine gesicherten Erkenntnisse vorliegen – und ich glaube schon, dass es eine Einschränkung der Lebensqualität bedeutet ggf. jahrzehntelang an Folgeerkrankungen einer in jungen Jahren durchlebten COVID-19-Erkrankung leiden zu müssen.
Was noch zu sagen wäre…
Wenn Ihr Euch schützt, schützt Ihr andere. Auch wenn wir es wieder dürfen – wir sollten immer noch vorsichtig sein, wenn wir einkaufen, wenn wir ins Restaurant gehen, wenn wir uns in der Öffentlichkeit bewegen.
Haltet Euch bitte an die Sicherheitsregeln – Abstand zueinander halten (mindestens 1,5 Meter), Hände oft waschen (und zur Pflege auch oft eincremen!), Husten- und Niesen in die Armbeuge und eine Mund-Nase-Bedeckung tragen. Auch wenn’s doof ist…
Wir sollten den gewonnenen Vorteil gegen das Virus nicht leichtfertig verspielen!
Stellt Euch vor, es könnte tatsächlich kein Impfstoff gegen SARS-CoV-2 entwickelt werden – so ausgeschlossen ist das nicht, denn z.B. an HIV wird seit Jahrzehnten geforscht und ein Impfstoff ist immer noch nicht vorhanden!
In diesem Falle werden wir die Schutzmaßnahmen und Sicherheitsregeln möglicherweise viele Jahre ertragen müssen, um das Virus wieder aus der Menschheit „hinauszuwerfen“. Infektionsketten müssen dann im „Keime“ (Blööööödes Wortspiel, nicht wahr?) erstickt werden, wenn nicht wieder eine weltweite Pandemie aufkommen soll.
Und bitte: fallt nicht auf die Anhänger von Verschwörungstheorien herein. Glaubt den Unfug einfach nicht. Wir müssen gerade eine Zeit durchleben, in der die Entscheidungen der Regierenden weltweit erst nachher bewertet werden können, ob sie „gut“ oder „schlecht“, „sinnvoll“ oder „unsinnig“, „zielführend“ oder „wirkungslos“ waren. Mir ist wichtig, dass man sich danach (so es denn ein „danach“ geben wird) zusammensetzt und bewertet, was „gut“ und was „schlecht“ war – wir müssen doch aus dieser Pandemie als Individuen und als Gesellschaft etwas lernen. Vor allem, wie wir es beim nächsten Mal wirklich besser machen. Ich will aber nicht verhehlen, dass ich mir da keine allzu großen Hoffnungen mache – schließlich gibt es nach all den fürchterlichen Erfahrungen immer noch Kriege…
Die Gefahr, die von SARS-CoV-2 ausgeht, ist real. Für uns alle…