Von einem, der auszog, um…

(CB) … den Mond zu fotografieren. Vor einigen Tagen entdeckte ich ein Bild, das den Mond über einem meiner bevorzugten Schwelmer Motive – dem Haus Martfeld – zeigte. Eine Montage, die mit Hilfe artifizieller Intelligenz angefertigt worden war und dazu führte, dass ich mich fragte, ob der Mond tatsächlich östlich so über dem Haus Martfeld stehen kann.

Die Recherche

Angeregt durch eben jenes Bild begann ich, den Mondverlauf zu recherchieren. Das weltweite Computernetzwerk stellt dazu eine beträchtliche Anzahl von Informationsseiten zur Verfügung, die nach Eingabe oder grafischer Auswahl eines Standortes Sonnen- und Mondverläufe an eben jenem gewählten Standort berechnen und grafisch anzeigen. Und dem Benutzer auch noch jede Menge zusätzlich hilfreicher astronomischer Informationen mitliefern. Interessant ist ja vor allem, an welchen Tagen, zu welcher Zeit und in welchem Winkel der Mond in welcher Position zum gewählten Standort stehen wird.
Tatsächlich hatte sich aber ein anderer Fotograf diese Mühe bereits gemacht und seine Erkenntnisse geteilt – letztlich führten meine eigenen, ergänzend durchgeführten Recherchen zu einem identischen Ergebnis.
Ich konnte festhalten, dass einerseits der Mond tatsächlich östlich über dem Haus Martfeld stehen kann, dass sich der Mond in seinem Verlauf annähernd „voll“ zeigen würde und zudem am gewählten Tag zu günstiger Stunde die gewünschte Position einnehmen würde. Und dass aufgrund der fortgeschrittenen Jahreszeit auch hinreichende Dunkelheit gegeben sein würde. Ich gebe zu, dass ich ungern mitten in der Nacht aufgestanden wäre…
Blieb nur noch ein grundsätzliches Problem: das Wetter bzw. mit welcher Bewölkung würde zu rechnen sein. Doch auch diese Fragestellung kann mit Hilfe zahlreicher Informationsseiten im weltweiten Computernetzwerk geklärt werden – zahlreiche namhafte Wetterdienste offerieren kostenfrei ihre (Basis-)Informationen, welche einen hinreichend klaren Abendhimmel voraussagten.

Die Umsetzung

Nachdem nun in der Theorie ein Standort, ein Tag und eine Uhrzeit gefunden worden waren und zudem das Wetter mit hoher Wahrscheinlichkeit „mitspielen“ würde, ging es dann an die praktische Umsetzung. Erneut mit der Erkenntnis, dass Theorie und Praxis voneinander abweichen können. So ganz einfach ist es nicht, ein beleuchtetes Gebäude und den Mond zusammen zu fotografieren. Das Ergebnis sieht dann so aus:

Haus Martfeld am 28.11.2020, 17:29 Uhr, 24 mm, f8, ISO 100, 13 sec. Belichtungszeit, Pos. 32U 381.981,96 m:5.683.597,40 m

Die Position des Mondes ist exakt wie vorberechnet, der Winkel Standpunkt/Mond ebenfalls. Aber: um das Gebäude „richtig“ zu belichten, war eine Belichtungszeit von 13 Sekunden erforderlich. Viel zu lang also, um die Strukturen des Mondes sichtbar zu machen. Im Gegenteil, der Mond wirkt „überstrahlt“, sein „Licht“ ist „ausgefressen“.
Daher habe ich es mit Mehrfachbelichtungen versucht – was allerdings auch zum Scheitern verurteilt war, da letztlich immer die für das Gebäude erforderliche Belichtungszeit dazu führte, dass der Mond völlig „überstrahlt“ wirkt. Nebenbei: der Mond bleibt auf seiner Bahn ja auch nicht stehen, weil ihn in Schwelm einer fotografieren will. Die Idee mit der Mehrfachbelichtung führte daher nur zu noch merkwürdigeren Bildern.

Die Lösung

Zur Lösung des Problems habe ich dann doch zwei Aufnahmen gemacht und – zugegeben – für die Mondaufnahme eine andere, stärkere Brennweite verwendet. In der nachträglichen Bildbearbeitung habe ich zunächst das „Gebäudebild“ entwickelt, dann das „Mondbild“. Und anschließend habe ich beide Bilder mit Hilfe von Ebenen, Masken und Transparenzen zusammengefügt, so dass der überstrahlte Mond durch eine gezielt belichtete Mondaufnahme ersetzt worden ist.

Haus Martfeld, Bildmontage aus zwei Bildern vom gleichen Standpunkt (s.o.)

Zugegeben, der Mond ist in diesem Bild ein wenig größer als im ursprünglichen Bild. Dies ist aber der Tatsache geschuldet, dass ich zum einen den überstrahlten Bereich vollständig abdecken musste und dass ich zum anderen auch die Strukturen auf dem Mond sichtbar darstellen wollte. Ich denke, dass man das auch analog in der Dunkelkammer hinbekommen hätte – allerdings wäre der technische Aufwand wohl „etwas“ größer geworden, um den Mond mit Hilfe einer Schablone in das Bild „hineinzubelichten“. Und wahrscheinlich habe ich mit wieder zu viel Arbeit gemacht – ein Bildbearbeitungsprogramm mit artifizieller Intelligenz hätte wahrscheinlich alles mit einem einzigen Mausklick erledigt.