Fotoclubs…

…gehören wohl zum Fotografieren einfach dazu. Und da Deutschland das Land der Vereine ist, ist die Mitgliedschaft in einem Fotoclub wohl Pflicht eines jeden Amateur-Fotografen. Vor allem verspricht die Gemeinschaft Gleichgesinnter einen intensiven Wissens- und Erfahrungsaustausch. Meist wird dies in Satzungen oder in anderen Vereinsdokumenten schriftlich niedergelegt und notariell beurkundet. Dazu trifft man sich regelmäßig zum Stammtisch oder zur gemeinsamen Fototour. Und wie in jedem Verein bildet sich ein „harter Kern“ von Mitgliedern, die an allen Aktivitäten beteiligt sind und auch regelmäßig solche Aktivitäten organisieren – in den Augen dieser Mitglieder sollten noch viel mehr Aktivitäten stattfinden. Ein Ansinnen, das nicht unbedingt von allen Mitgliedern gleichermaßen geteilt wird, da neben der hobbymäßig betriebenen Fotografie auch verpflichtenden Aktivitäten – wie z.B. „Zur Arbeit gehen und täglich 8 Stunden arbeiten“ – nachgegangen werden muss.

Einengung der Anschauungen

Natürlich gehört zu einem „anständigen“ Fotoclub auch eine „anständige“ Homepage. Auf das „anständig“ werden wir später noch einmal zu sprechen kommen… Selbstverständlich gehört es sich für eine Fotoclub-Homepage die Bilder der Mitglieder darzustellen. Dazu dienen die Galerien, in denen die Mitglieder ihre Werke – mehr oder weniger thematisch strukturiert – ablegen. Und jetzt wird’s interessant: ganz selbstverständlich können die Bilder dort auch kommentiert werden. Interessant ist die Kommentarfunktion deshalb, weil üblicherweise immer die gleichen Nutzer kommentieren. Vor allem diejenigen, die viel und ausführlich kommentieren, sind oft identisch mit den „Aktiven“. Meine (empirische) Beobachtung ist, dass sich diese Kommentare immer mehr oder weniger gleichen – egal, was für ein Bild kommentiert wird. Es entsteht eine „Echokammer“, d.h. die Kommentatoren empfinden ähnlich und kommentieren dann auch ähnlich – es kommt zu einer (manchmal dramatischen) Einengung der Anschauungen. Manchmal kann man beobachten, dass ein Bild zunächst durchaus positiv bewertet wird – bis der „richtige“ Kommentator das gleiche Bild negativ kommentiert und es nun zu einer „Vorzeichenumkehr“ der Kommentare kommt. Auch Kommentatoren, die sich zuvor positiv über das entsprechende Bild geäußert hatten, relativieren ihre positive Kommentierung durch dann deutlich negativere Ansichten. Damit erkennt man die „Meinungsmacher“ und weiß, was hier „anständig“ ist…

Meinungsmacher und fotografische Entwicklung

Natürlich möchte jedes Clubmitglied positive Äußerungen zu seinen Bildern bekommen – also setzt wahrscheinlich eher unbewusst eine individuelle Entwicklung der eigenen Fotografie ein, die „kompatibel“ zu der Meinung der Meinungsmacher ist. Mehr und mehr ähnelt die fotografische Handschrift der Mitglieder einer Gruppe oder gar eines ganzen Fotoclubs denjenigen der Meinungsmacher. Ob das die in der Satzung fixierte „Entwicklung der eigenen fotografischen Handschrift“ ist ? Oder ist das nicht vielleicht doch die Fixierung auf das „Bewährte“ ? Das Verweilen in einer Komfortzone, zu deren Erreichung einiges an Kritik eingesteckt werden musste ? Ich habe mich irgendwann gefragt, ob meine Bilder auch so inhaltsleer sind – technisch einwandfrei, alle fotografischen Regeln eingehalten, jede Menge positive Kommentare (á la „Alle Regeln eingehalten! Sauber!“) aber doch irgendwie … leer, ohne Aussage, ohne Bedeutung, meinungskompatibel. Mir selbst einzugestehen, dass meine Bilder eigentlich keine Aussage haben, war ziemlich hart. Aber notwendig.

Experimente statt Einheitsbrei

Also muss man die selbst hart erarbeitete Komfortzone wieder verlassen, wieder bei „Null“ anfangen und sich wieder auf die Suche begeben. Aber nach was eigentlich ? Das Herstellen technisch sauberer Bilder kann man lernen und man wird dabei durch die stets weiterentwickelte Technik bestens unterstützt. Durch zahlreiche Bücher, Zeitschriftenartikel und auch durch Forenbeiträge und Kommentare lernt man dann die fotografischen Regeln auswendig und wendet diese irgendwann „vollautomatisch“ bereits beim Blick durch den Sucher an. Linienführung, Drittelregel, … alles irgendwann Automatismen. Die hohe Kunst ist das Verpacken einer Aussage in ein Bild – und zwar so, dass jeder sie versteht. Verdammt – ich muss noch viel lernen!
Aber lernt man das in einem Fotoclub ? In einer Echokammer ? Eher nicht. Selbst ausprobieren und experimentieren ist wieder angesagt. Den eigenen Weg zur eigenen fotografischen Handschrift findet man nur alleine.

 

[Edit: Schuh, passt, anziehen]