Nun, wie schon an anderer Stelle beschrieben, ziehen mich Industriebauten irgendwie an. Als Besitzer der Ruhr.Top.Karte hat man zudem freien oder vergünstigten Eintritt zu vielen Stätten der Industriekultur im Ruhrgebiet. Und so machten wir uns als Famlie auf, das Museum der Zeche Zollern zu besuchen. Die Zeche Zollern hat den Ruf, die schönste Zeche im Ruhrgebiet zu sein und stolz trägt sie auch die Zusatzbezeichnung „Schloss der Arbeit“. Und ja, die Architektur der Gebäude der Zeche Zollern unterscheidet sich doch sehr deutlich von der funktional-nüchternen Architektur der anderen Zechen im Ruhrgebiet:
Die Gebäude sind mit Türmchen und Zinnen – fast burgähnlich – verziert. Im Museum findet man dann auch eine Antwort auf die Frage „warum ?“ – die Arbeiter sollten durch eine anregende Architektur, einen ansprechenden Arbeitsplatz zu besonders guter Arbeitsleistung motiviert werden. Kein schlechter Gedanke für die damalige Zeit und auch heute noch gültig. Nur wer sich an seinem Arbeitsplatz auch wohlfühlt, kann optimale Arbeit leisten. Doch die Arbeit unter Tage war sehr hart, die Bedingungen wurde immer erst dann verbessert, wenn es gar nicht mehr anders ging – bis erkannt wurde, dass die Mitarbeiter das eigentliche Kapital eines Unternehmens sind und das „Gesundheit“ sehr wohl auch eine betriebliche Ressource ist. Insofern entwickelte sich eine bemerkenswerte arbeitsmedizinische Vorsorge und Unterstützung zur Vermeidung von Unfällen, berufsbedingten Erkrankungen und Berufskrankheiten. Insbesondere die bei Bergleuten gefürchtete „Staublunge“ wurde arbeitsmedizinisch erforscht, ihre Ursachen ergründet und durch zahlreiche Staubminderungsmaßnahmen im Auftreten verhindert. Sehenswert ist in diesem Zusammenhang der „medizinisch-hygienische“ Teil der Dauerausstellung zwischen Lohnhalle und Lampenstube.
Imposant ist die Maschinenhalle, die einst sämtliche zum Zechenbetrieb erforderlichen Großmaschinen enthielt. Auch hier wurde der Arbeitsplatz „schön“ gestaltet – ich habe noch nie eine Schalttafel gesehen, die aus weißem Marmor gefertigt wurde. Moderne Schaltanlagen werden in Stahlblech mit RAL-Lackierung ausgeführt… Aber selbst der Eingang in die Maschinenhalle ist beeindruckend. Wo heute – und damals auch – fast nur schmucklose Stahltüren verwendet werden, schuf man ein bemerkenswertes Jugendstil-Eingangsportal. Das Bild von außen lässt die Pracht nur erahnen, da die Sonne direkt auf die Gebäudeseite fällt. Erst von Innen zeigt sich die Pracht des Eingangsportals.
Aber auch insgesamt hat die Maschinenhalle eine gewaltige Dimension und unterscheidet sich optisch erheblich von anderen seinerzeitigen und heutigen Industriebauten. Vor allem die großen, aufwändigen Fenster wird wohl heute keiner mehr so in Auftrag geben werden…
Die Größe der dort noch ausgestellten Maschinen erschließt sich einem erst, wenn man neben ihnen steht. Fotografisch lassen sich zahlreiche Details an den Maschinen betrachten.
Das nötige „Kleingeld“ vorausgesetzt lässt sich die Maschinenhalle für Events buchen. Im Keller der Maschinenhalle sind entsprechend Garderoben und sanitäre Einrichtungen untergebracht. Spannend ist hier zu beobachten, wie neue, moderne Architektur in die alte bestehende Jugenstil-Architektur eingebaut wurde und wie harmonisch alt und neu kombiniert werden können.
Es lohnt sich aber, auch das Fördergerüst über der Schachthalle und die Schachthalle selbst zu besichtigen. Vom Fördergerüst hat man eine sehr gute Übersicht über die Übertage-Anlagen der Zeche Zollern und darüber hinaus eine ganz gute Übersicht über Dortmund.
Fotografisch interessante Perspektiven eröffnen sich aber auch in der Schachthalle, erfordern aber entweder ein Stativ (was ich nicht mitgenommen hatte) oder entsprechend hohe ISO-Werte in Kombination mit einem lichtstarken Objektiv.
Insgesamt kann man sagen, dass es sich lohnt, die Zeche Zollern zu besuchen. Wer ein wenig Interesse an Industriekultur, Entwicklung der Montanindustrie im Ruhrgebiet und den Lebens- und Arbeitsbedingungen im Ruhrgebiet zu seiner Blütezeit hat, wird schnell fündig und mit vielen Eindrücken „versorgt“. Ich denke, dass ich die Zeche Zollern auch noch einmal bei Dunkelheit besuchen werde, um meiner Leidenschaft „Dämmerungs- und Nachtfotografie“ nachzugehen…