Liebe Leserinnen,
liebe Leser,
das ein oder andere Mal werde ich gefragt, was für eine Kamera ich denn benutze. Meistens frage ich zurück, ob man auch in einem Restaurant den Koch danach frage, welchen Herd er nutze. Ich denke, dass Hersteller, Marke und Art der Kamera für ein gutes Bild eigentlich genauso wenig wichtig sind, wie Herd und Töpfe für ein gutes Essen. Der Stand der Technik dürfte mittlerweile auf einem Niveau angekommen sein, so dass man davon ausgehen kann, dass alle Kameras namhafter Hersteller eine hervorragende (technische!) Bildqualität liefern. Es dürfte also inzwischen egal sein, welchen Hersteller, welche Marke und welche Art von Kamera man persönlich bevorzugt.
Beim Kamerakauf lege ich Wert auf das Gefühl, dass die Kamera zu mir passt. Dass ich ohne lange „Einarbeitung“ mit ihr zurecht komme. Soll heißen, dass ich die Bedienungsanleitung nur dann brauche, wenn ich selten benötigte Einstellungen vornehmen möchte. Ich bin ein Freund von schnell erreichbaren Funktionen und bevorzuge die schon von analogen Kameras bekannten „Drehknöpfe“ – die umständliche Fummelei mit Menüs ist weniger mein Ding. Man könnte sagen, dass ich ein „Gewohnheitstier“ bin… Und dann ist da noch die Sache mit der Haptik – ich muss eine Kamera auch gerne anfassen wollen, um sie als Werkzeug zu akzeptieren.
Wer also mit dem Gedanken spielt, sich eine Kamera zuzulegen, sollte – sofern mir dieser Rat überhaupt zusteht – überlegen, ob er/sie die Kamera „blind“ über den Online-Handel kaufen möchte oder aber in einem Ladengeschäft vor dem Kauf auch mal in die Hand nehmen und ggf. auch entsprechende Beratung in Anspruch nehmen möchte. (Technisch!) Gute Bilder wird jedes Modell machen. Unfair fände ich es aber dann, sich im stationären Handel eine Beratung „abzuholen“ und dann doch im Online-Handel zu kaufen…
Für „gute“ Bilder braucht man etwas ganz anderes als eine „gute“ – gemeint ist eher „teure“ – Kamera. Irgendwie werden „Größe“ und „Preis“ immer noch mit „gut“ und vor allem mit „guten Bildern“ assoziiert… Dabei kommt es vielmer auf diejenige Person an, die hinter der Kamera steht – denn die Kamera zeichnet das Bild nur auf, die Person hinter der Kamera gestaltet das Bild. Etwas drastischer fomuliert: mit einer sehr teuren, sehr großen Kamera kann man auch schlechte Bilder machen. Umgekehrt: mit einer billigen, kleinen Kamera kann man hervorragende Bilder machen.
Mit diesem Wissen im Hinterkopf stehe ich hinter meiner Kamera. Was will ich ausdrücken ? Was soll mein Bild zeigen ? Welches Gefühl möchte ich transportieren ? Welcher Bildaufbau unterstützt mein Vorhaben ? Und oft genug stelle ich hinterher fest „Nix geworden! Noch mal!“. Daher suche ich viele Orte und Motive immer wieder auf, auch wenn ich gelegentlich gefragt werde, warum ich das mache – irgendwann gebe es dort doch nichts Neues zu sehen. Ich kann für mich dagen sagen, dass ich gerade an bekannten Orten immer wieder Neues sehe. Und ganz klar: ich bin meilenweit von „Perfektion“ entfernt. Aber irgendwann habe ich mich auf den Weg gemacht…
Viele Grüße
Christian