Was bedeutet mir Fotografie ?

Foto: Holger Reich, 2017

Was bedeutet Fotografie ? Befragt man Wikipedia, so bekommt man “Zeichnen mit Licht” zur Antwort. Und ja, physikalisch-technisch ist das wohl richtig: mit Hilfe des Lichtes wird ein Bild aufgezeichnet. Wer selbst fotografiert, formuliert die Frage wohl anders: “Was bedeutet mir Fotografie ?” Die Antwort ist viel schwieriger zu geben, als eine “technische” Definition. Die Antwort hat vielmehr mit einem selbst zu tun – und mit Selbstreflexion…

Fotografie bedeutet für mich in erster Linie Ausgleich. Sie ist ein Ausgleich von meinem Beruf und auch ein Ausgleich von meinen anderen Verpflichtungen und kann daher (leider) immer nur einen kleinen Teil meiner Zeit beanspruchen. Diesen kleinen Teil meiner Zeit möchte ich dann aber auch auskosten.

“Deine ersten 10.000 Bilder sind Deine schlechtesten.”
(Henri Cartier-Bresson)

Bis ich zu diesem Punkt gekommen bin, ist eine ganze Weile vergangen. Die ersten 10.000 Bilder habe ich schon lange hinter mir gelassen (zumindest wenn ich auf die Zähler meiner Kameras sehe…) und ich möchte ergänzen “Die zweiten 10.000 Bilder sind auch nicht besser.”

Inzwischen habe ich die Motive, die mich faszinieren wohl gefunden. Während andere Fotografen am liebsten Menschen ablichten, mag ich am liebsten Industrieanlagen. Auf der einen Seite die alten, stillgelegten Anlagen, die man heute als “Denkmäler der Industriekultur” erhält und auf der anderen Seite aber auch die modernen, noch in Benutzung befindlichen Anlagen. Bei dem langsamen Durchwandern eines Industrie-Denkmals versuche ich, mir vorzustellen, welche Gerüche und welche Geräusche früher von der Anlage ausgegangen sind. Außerdem ziehen Bilder von hart arbeitenden Menschen und ihren Tätigkeiten vor meinem inneren Auge vorbei – inzwischen oft unterstützt durch die musealen Videoprojektionen, die dem Besucher einen Eindruck von der früheren Arbeit in der nun stillstehenden Anlage geben sollen. Aufgrund meiner beruflichen Tätigkeit weiß ich, dass die Gerüche (=Gestank) und Geräusche (=Lärm) von Industrieanlagen – damals wie heute – weder angenehm noch gesundheitsförderlich sind. Dazu kommt, dass die Arbeitsbedingungen für die Menschen zwar deutlich verbessert wurden, die Arbeit aber dennoch oft schwer, körperlich anstrengend und oftmals auch nicht ungefährlich ist. Das erzeugt – wenigstens bei mir – auch einen gewissen Respekt vor den heute museal erhaltenen Anlagen. Aus diesem Grunde besuche ich diese Orte immer wieder – um sie wirklich zu sehen. Aus diesem Grunde fotografiere ich an den gleichen Orten immer wieder. Nicht immer das gleiche, was aber vorkommen kann. Aber leider dauert das aufgrund meiner beschränkten Zeit länger. Und dann finde ich auch nicht immer das Licht vor, welches ich mir erhofft hatte. Aber – ich tue etwas, was ich gerne tue!

“Zwölf gute Fotos in einem Jahr sind eine gute Ausbeute.”
(Ansel Adams)

 

Was vielleicht auch wichtig ist…

AMATEUR.FOTOS.DIGITAL ist eine rein private Webseite. Hier ist nichts zu kaufen, es gibt nichts zum Herunterladen, es gibt keine Werbung. Im Blog-Bereich schreibe ich, wann immer ich Zeit und natürlich eine Idee habe, was ich schreiben möchte. Regelmäßig ist eben auch unregelmäßig. Vor allem: ich schreibe über meine Eindrücke, meine Erfahrungen, mein Wissen und meine Meinung. Alles ist nicht „in Stein gemeißelt“ und ich erhebe keinen Anspruch auf „Richtig“. Dem kritischen Disput stelle ich mich gerne, aber nicht hier in Kommentaren, sondern ausschließlich per E-Mail.

Christian Bockelmann
Dezember 2016